Steigende Relevanz von Änderungskosten

durch die EU-Verordnung zum Ökodesign

 

Die bevorstehenden Erweiterungen und Anpassungen der EU-Verordnung zum Ökodesign und die daraus resultierenden Konsequenzen für Unternehmen werden zunehmend an Relevanz gewinnen, vor allem in Bezug auf Änderungskosten. Die Europäische Union verfolgt mit dem Green Deal das Ziel, Europa zu einer fairen und wohlhabenden Gesellschaft mit einer modernen, wettbewerbsfähigen und klimaneutralen Kreislaufwirtschaft umzugestalten. Ein zentraler Bestandteil des europäischen Green Deals ist die EU-Richtlinie zum Ökodesign für nachhaltige Produkte, welche nun erweitert und neu überarbeitet wird. Um den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen künftig zu entsprechen, müssen Produkte in ihrer Gestaltung angepasst und Prozesse neu entwickelt werden, was zu Änderungskosten führen wird.

European Union - Ökodesign

EU-Richtlinie des Europäischen Green Deals

Die bestehende Ökodesign-Richtlinie von 2005 wurde ab dem 18. Juli 2024 durch die neue Verordnung (EU) 2024/1781 „Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Ökodesign-Anforderungen für nachhaltige Produkte“ ersetzt. Diese Verordnung verpflichtet Unternehmen dazu, die ökologische Nachhaltigkeit in die Gestaltung von Produkten und Prozessen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu integrieren.

Ziel ist es, Produkte, die innerhalb des Binnenmarktes gehandelt werden, an die ökologischen Mindestanforderungen anzupassen, um so Energie und Rohstoffe zu reduzieren. Die folgenden Produktaspekte sollen durch die neue EU-Richtlinie als Teil des Europäischen Green Deals optimiert werden, sofern diese für die jeweilige Produktgruppe relevant sind:

 

  • Funktionsbeständigkeit
  • Wiederverwendbarkeit
  • Nachrüstbarkeit
  • Möglichkeit der Wartung und Instandsetzung
  • Reduzierung besorgniserregender Stoffe
  • Energieverbrauch und Energieeffizienz
  • Wassernutzung und Wassereffizienz
  • Ressourcennutzung und Ressourceneffizienz
  • Rezyklatanteil
  • Recyclingfähigkeit
  • die Möglichkeit der Verwertung von Materialien
  • Umweltauswirkungen (einschließlich Carbon Footprint)

 

Während sich die bisherige Ökodesign-Richtlinie nur auf energieverbrauchsrelevante Produkte wie Leuchtmittel, Haushaltsgeräte, Elektrogeräte, Heiz- und Klimaanlagen sowie andere spezifische Produkte (z.B. Umwälzpumpen, Elektromotoren, Leistungstransformatoren) bezog, erweitert die neue Verordnung den Geltungsbereich auf nahezu alle Produktgruppen. Ausgenommen bleiben lediglich Produkte im Bereich Fahrzeuge sowie Sicherheit und Verteidigung.

Im ersten Arbeitsplan, der bis zum 19. April 2025 zu erlassen ist, räumt die Kommission den folgenden Produktgruppen Vorrang bei der Entwicklung von Ökodesign-Anforderungen ein:

 

  • Eisen und Stahl
  • Aluminium
  • Textilien, insbesondere Bekleidung und Schuhwerk
  • Möbel, einschließlich Matratzen
  • Reifen
  • Waschmittel
  • Anstrichmittel
  • Schmierstoffe
  • Chemikalien
  • Neue oder bereits bekannte energieverbrauchsrelevante Produkte, für die Ökodesign-Anforderungen überprüft oder erstmals eingeführt werden sollen.
  • Produkte der Informations- und Kommunikationstechnologie und sonstige Elektronikgeräte

 

Laut der Verordnung (EU) 2024/1781 Absatz (100) wird außerdem für die Vergabe öffentlicher Aufträge die Einhaltung der Ökodesign-Kriterien verpflichtend. So möchte die Kommission die Beschaffung nachhaltigerer Produkte anreizen.

Warum ist die Kalkulation von Änderungskosten sinnvoll?

 

Die Kalkulation der Änderungskosten hilft nicht nur dabei, den finanziellen Aufwand für verschiedene Produktanpassungen zu bewerten, sondern liefert auch eine fundierte Basis für die Priorisierung von Änderungen. Bereits in der frühen Phase der Produktentwicklung ergeben sich immer wieder Änderungen in der Gestaltung eines Produktes. Durch die rechtzeitige Kalkulation der Änderungskosten können unerwartete Kostensteigerungen und mögliche Budgetüberschreitungen verhindert werden. Besonders bei großen Unternehmen mit starren Strukturen und klar abgegrenzten Abteilungen ist oft nicht klar, wie sich Änderungen auf Produkt- und Prozesskosten auswirken.

Zudem ermöglicht die Kostenkalkulation eine transparente Verhandlungsgrundlage bei Preisverhandlungen mit Lieferanten und externen Dienstleistern. Diese Verhandlungsgrundlage gewinnt besonders dann an Bedeutung, wenn der SOP bereits stattgefunden hat. Wie in folgender Abbildung dargestellt, steigen Änderungskosten im Verlauf des Produktlebenszyklus an.

Änderungskosten im Produktlebenszyklus

Welche Faktoren beeinflussen die Änderungskosten?

Die Kosten einer Änderung werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter die Art und Komplexität der Änderung sowie der Umfang, der zur Umsetzung erforderlichen Arbeiten. Besonders entscheidend ist der Zeitpunkt, zu dem eine Änderung vorgenommen wird.

Prozess einer Änderungsbewertung

Einsparungspotenziale bei Änderungskosten

Ist die Entscheidung für eine Änderungsbewertung gefallen, wird in Abstimmungsterminen ein gemeinsames Verständnis über die Änderungen geschaffen. Anschließend wird die Änderungskalkulation durchgeführt. Die Bewertung der Änderungskosten kann dabei unter anderem eine Teilepreiskalkulation, Werkzeug- und Vorrichtungskalkulation, Kalkulation von projektspezifischen Anlagen und Arbeitsplätzen und sonstigen Hilfsmitteln wie Lackiergestelle, Lehren etc. beinhalten. Während der Kalkulation findet eine regelmäßige Rücksprache mit dem Einkauf und Kunden statt. Anschließend kann bei der Verhandlung mit Lieferanten unterstützt werden, um die kalkulierten Einsparungspotenziale möglichst gut umzusetzen.

Änderungskostenbewertung - Einsparpotenziale

Ökodesign Anforderungen kosteneffizient umsetzen

Änderungsbewertungen sind der Garant, um Erfolge aus der frühen Phase bis SOP zu erhalten. Die neue EU-Verordnung zum Ökodesgin fordert eine stärkere Ausrichtung von Produkten auf Umweltfreundlichkeit, was Unternehmen dazu zwingt, die Gestaltung ihrer Produkte anzupassen. Die dadurch entstehenden Änderungskosten werden deutlich an Relevanz gewinnen. Die Kalkulation der Änderungskosten ermöglicht eine fundierte Bewertung und Priorisierung von Produktanpassungen, hilft unerwartete Kostensteigerungen zu vermeiden und schafft eine transparente Basis für Verhandlungen mit Lieferanten und Dienstleistern.

 

 

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